TVB bietet den Fans Handball der Extraklasse

Seinem Ruf als „Sportstadt“ wurde Borken am Freitagabend einmal mehr vollauf gerecht. Verantwortlich dafür war die Handball-Abteilung vom TV Borken, die mit den Füchsen Berlin zum wiederholten Mal einen echten „Hochkaräter“ in die Kreisstadt gelockt hatten. Der Bundesligist und EHF-Pokalsieger von 2015 und 2018 gewann das Testspiel gegen den Landesligisten TV Borken in der ausverkauften Mergelsberg-Sporthalle an der Parkstraße erwartungsgemäß deutlich mit 47:16 (26:6) und beide Mannschaften begeisterten die Zuschauer mit ihren tollen Leistungen.

Wahrlich ein mutiger Versuch: Der Borkener Rückraumspieler Sebastian Kass im Duell mit den Berlinern Abwehrrecken Mijajlo Marsenic (2,02 m) und Paul Drux (1,92 m).

Eine tolle Geste: Vor dem Testspiel meldete sich der Bundestrainer Christian Prokop per Videobotschaft zu Wort.

Im Fokus der Fans standen auch noch nach dem Abpfiff die beiden Mannschaften vom TV Borken und den Füchsen Berlin sowie der Nachwuchs des heimischen Handballvereins. Fotos: Rodenbusch

So wird gejubelt, wenn man gegen einen Bundesligisten ins Schwarze trifft: Als Borkens bester Schütze brachte es Leon Arndt am Freitagabend auf drei Tore.

Heiß begehrt waren schon vor dem Testspiel in der Mergelsberg-Sporthalle die Autogramme der Füchse Berlin um Nationalkeeper Silvio Heinevetter (rechts) und dem dänischen Weltmeister Hans Lindberg (3.v.r).

Jens Kirchner glänzte im TVB-Kasten mit tollen Paraden.

Das Ergebnis war am Ende sicherlich nebensächlich und es war Berlins Trainer Velimir Petković, der den denkwürdigen Abend an der Parkstraße auf den Punkt brachte: „Ein tolles Spiel, ein tolles Publikum! Hier in Borken hat heute der Handballsport gewonnen.“ Ein Lob, das vor allen Dingen den TVB-Verantwortlichen sicherlich runtergeht wie Öl. Monatelang hatte Organisations-Team das Mega-Event vorbereitet und die Arbeit den unzähligen freiwilligen Helfer aus dem gesamten Verein auch am Wettkampftag selbst zahlte sich aus. Reibungslos ging die Veranstaltung über die Bühne und die über 800 Zuschauer kamen – immer wieder „aufgeheizt“ von Moderator Raimund Stroick – voll auf ihre Kosten. Auch Borkens Trainer André Slawski verteilte eifrig Komplimente. Zum einen an seine Mannschaft: „Nach einer ersten Halbzeit, in der wir zu nervös agiert haben, lief es nach dem Seitenwechsel deutlich besser. Und mit 16 selbst erzielten Toren und weniger als 50 Gegentreffern haben wir unser Ziel erreicht.“ Auch vor dem Gegner zog Slawski den Hut: „Eine ganz sympathische Truppe. Wir haben uns später beim Abendessen noch sehr gut unter anderem mit dem dänischen Weltmeister Hans Lindberg und unseren deutschen Nationalspieler Paul Drux unterhalten. Das sind noch ehrliche Sportler, die haben keine Starallüren.“

Für den ersten Stimmungshöhepunkt sorgte bereits der Borkener Nachwuchs am späten Freitagnachmittag. Im einem Vorspiel setzten sich die B-Junioren des TVB, die in der Oberliga auf Punktejagd gehen, vor vollen Tribünen nach einem furiosen Schlussspurt mit 23:21 gegen den Lokalrivalen SV Schermbeck durch. Danach verließen die Füchse ihren Bau und erfüllten geduldig die Autogrammwünsche der Borkener Handballanhänger. Beobachtet von ihren Borkener Gegnern, die im Vorfeld des Vergleichs mit dem Bundesligisten doch ein wenig nervös waren. Vor allem die Torsteher-Riege mit Volker Rensing, Frederik Schwital und Jens Kirchner in der Erwartung, dass ihnen die Würfe der Füchse mit bis zu 110 km/h um die Ohren fliegen würden. Viel lockerer blickte Berlins Co-Trainer Max Rinderle den 60 Minuten entgegen: „Wir wollen vor der neuen Saison Spielpraxis sammeln. Und das macht vor einer solch großen Kulisse natürlich auch unseren Jungs riesigen Spaß.“

Direkt vor dem Anpfiff des Schiedsrichter-Duos Wolfgang Tecker/Dirk Krölls, der mit zehnminütiger Verspätung erfolgte, gab es noch eine Überraschung für Spieler und Zuschauer. Mit einer Videobotschaft meldete sich der Bundestrainer Christian Prokop zu Wort. Er gratulierte dem TV Borken dazu, erneut eine Top-Mannschaft nach Borken gelotst zu haben und kündigte „vorsichtig“ seinen Besuch in der Kreisstadt für das kommende Jahr an. Dann feiert das Freiluft-Handballturnier an Christi Himmelfahrt, an dem Prokop als Jugendlicher selbst teilnahm, den 50. Geburtstag.

 

„Ein tolles Spiel, ein tolles Publikum! Hier in Borken hat heute der Handballsport gewonnen.“

Füchse-Trainer Velimir Petković

 

Spiel-Telegramm:

 

TV Borken - Füchse Berlin

16:47 (6:26)

TV Borken: Rensing, J. Kirchner, Schwital (alle im Tor); Arndt (3), Wienand, Kass (1), Spangemacher, J. Slawski (2), Reindl (2), Feldevert (1), Fellmann, Stegger (1/1), Beckmann (2), Horbach, Frese, L. Kirchner (2) und Gesing (2)

Füchse Berlin: Heinevetter, Ziemer, Milosavljev (alle im Tor); Struck (7), Lindberg (8/1), Zachrisson (7), Holm (5/1), Mandalinic (7), Gojun, Drux (2), Müller (2), Koch (4) und Marsenic (5)

4. Minute: Beim Stande von 0:3 überwindet Marcel Beckmann Nationalkeeper Silvio Heinevetter aus dem Rückraum und schafft den ersten Treffer für die Gastgeber.

10. Minute: Im Nachsetzen verkürzt Leon Arndt – am Freitagabend einer der mutigsten Spieler im Borkener Team – auf 3:10. Auch das zweite TVB-Tor war zuvor auf sein Konto gegangen.

17. Minute: Nicht mit Frederik Schwital! Der Borkener Torsteher entschärft einen Trickwurf von Hans Lindberg. Das staunt auch der dänische Weltmeister.

22. Minute: Mit Max Reindl geht „der Gaul durch“. Der Borkener Mittelmann will Berlins Abwehrspieler Mijajlo Marsenic mit einem Sprungwurf überwinden – und lacht nach dem bereits im Vorhinein zum Scheitern verurteilten Versuch über sich selbst.

25. Minute: Traumtor für den TVB zum 5:21, als Johann Slawski nach Zuspiel von Max Horbach erfolgreich ist. Im Gegenzug hält Keeper Jens Kirchner einen Siebenmeter von Lindberg und die Halle steht Kopf.

30. Minute: Zur Pause führen die Füchse mit 26:6.

34. bis 43. Minute: Jan-Hendrik Gesing vom Kreis und Leon Arndt mit einem frechen Heber sorgen dafür, dass die Zuschauer auf den Rängen toben. Als Gesing – „gefühlte drei Köpfe kleiner“ als die Berliner Defensiv-Garde – erneut ins Schwarze trifft, gibt es auf der Tribüne kein Halten mehr. In der Folgezeit dürfen sich auch noch Sebastian Kass und Eric Feldevert in die Torschützenliste eintragen – man kann jetzt fast von einem „offenen Spiel“ sprechen.

50. Minute: Verletzungsbedingt ist Simon Stegger zum Zuschauen verdammt, hat aber doch noch seinen großen Auftritt. Von der Siebenmeterlinie markiert der Youngster nervenstark das zwischenzeitliche 14:43.

55. bis 60. Minute: Der TV Borken hat einen neuen „Hexer“ zwischen den Pfosten! Mit gleich vier tollen Paraden verhindert der Torwart weitere Gegentreffer und weckt – jedenfalls nach Meinung von Hallensprecher Markus Wilgenbus – Begehrlichkeiten bei den Füchsen Berlin: „Ihr wollt ihn bestimmt mitnehmen, aber der Jens bleibt hier bei uns!“

Abpfiff: Das Hauptstadt-Team verlässt als 47:16-Sieger, der TV Borken erhobenen Hauptes das Parkett. -dr-