„Dieser Sieg war extrem wichtig“, sagte Esser nach dem Triumph über seinen Heimatklub und packte in die zweite Silbe von „extrem“ gleich mehrmals denselben Vokal. „Der Erfolg ist auch in dieser Höhe verdient. Denn wir waren klar besser.“ Und diese Äußerung bezog er speziell auf die zehn Minuten vor der Pause, als sein Team mit einem 9:1-Lauf die Grundlage für den bisher höchsten Sieg im neuen Liga-Umfeld schuf.
„Da haben wir aus Wesels Positionsangriff heraus gar nichts mehr zugelassen“, sagte Esser hocherfreut über seine blaue Wand, die die Roten immer wieder aubblitzen ließ. Und wenn dann doch mal was aufs Tor kam, stand Jens Kirchner seinen Mann zwischen den Pfosten. Nur zehn Gegentore ließ die zuvor durchlässigste Abwehr der Liga in der ersten Halbzeit zu. „Da lag heute unser Schlüssel“, so Esser, „und in der Tiefe unseres Kaders“, ergänzte der Coach, der von der Bank immer wieder nachladen konnte.
Simon Stegger gibt Saisondebüt
Und so kam auch Simon Stegger in der zweiten Halbzeit zu seinem Saisondebüt. Quasi aus dem Stand. Der 24-Jährige war von einem Auslandssemester in Kanada zurückgekehrt, kam erst in der zurückliegenden Trainingswoche wieder in Kontakt mit dem Spielgerät. „Handball ist für die Kanadier ein Fremdwort“, berichtet Stegger. „Jetzt den Ball wieder in den Händen zu halten, das fühlt sich gut an, der Sieg noch besser.“ Als er in der 44. Minute seinen Einstandstreffer zum 24:16 erzielte, war die Partie längst entschieden. Esser setzt künftig jedoch vor allem auf Steggers „physische Präsenz“ im Abwehrverbund.
Aber zurück zum Spiel. In dem brauchten die Hausherren eine gewisse Anlaufzeit, ehe sie Betriebstemperatur erreichten. Zu viele Versuche benötigte Borken, um zum Torerfolg zu kommen. Da reihte sich auch der von den Ausläufern einer Grippe geschwächte Rückraum-Shooter Marcel Beckmann mit ein.
Verwaltungsmodus in der zweiten Halbzeit
Wesel hielt zunächst dagegen und die Partie über Torerfolge überwiegend nach Tempogegenstößen bis zum 8:9 (19.) offen. Doch dann kam Borkens Torlawine gegen fortan überforderte Gäste ins Rollen. Nach einer zwischenzeitlichen Neuntore-Führung (25:16/44.) ging der TV Borken dann in den Verwaltungsmodus über. Was Esser nicht angeordnet hatte. „Da haben wir unsere Konzentration und unseren Torhunger verloren“, kritisierte er auf hohem Niveau eine Mannschaft, deren ausgeglichene Stärke sich ebenso in der Verteilung der Tore auf die Schütze ausdrückte.
Auch und vor allem die qualitative Breite ist eben ein Pfund, das der TV Borken nicht nur beim Landesliga-Aufstieg in die Waagschale werfen konnte, sondern mit dem er nun auch im Verbandsliga-Abstiegskampf wuchern kann.
TV Borken: J. Kirchner, Schwital; Waschkowski (6), Beckmann (5), Herbst, Kutsch (je 4), Feldevert (4/2), Garriß, Wienand (je 3), Dahlhaus (2), Stegger, Frese (je 1), Kirchner