Handball: Viele Rekonvaleszente, zwei Neue und eine verschlossene Halle für den Verbandsligisten
Erst am Montag bekommen die Handballer des TV Borken im Training den Ball in die Hand. Nur fünf Wochen startet der Verbandsligist gegen die HSG Wesel in die neue Saison. Trainer Sven Esser hält große Stück auf sein Team - und einen Spitzenplatz durchaus für möglich.
In seiner ersten Saison als Handball-Trainer beim TV Borken gelang ihm prompt der Aufstieg in die Verbandsliga. In seiner zweiten hielt er die neue Flughöhe souverän. Und in der Vorsaison verpasste Sven Esser mit seinem Klub nur knapp die Oberliga-Quali. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass er mit dem TV Borken in der am 7. September startenden neuen Verbandsliga-Spielzeit Versäumtes nachholen kann. Dafür schwitzen seine Handarbeiter seit dem 1. Juli. In einer Vorbereitung mit Hindernissen. Und mit einem Novum unter Essers Regie.
„Irgendwie durchschlagen“
„Das wurmt“, sagt Esser über die verschlossene Trainingshalle in den ersten Ferienwochen. Erst am kommenden Montag wird die Halle geöffnet. Dann kann endlich auch der Ball ins Spiel kommen. „Unsere Gegner sind schon weiter“, weiß er, „und wir haben dann nur noch fünf Wochen Vorbereitungszeit.“ Die will er zwar intensiv zu nutzen, um sein Team auf Wettkampf-Kurs zu bringen. Er ahnt jedoch aufgrund der Kürze der Zeit: „Bis zur Liga-Pause im Herbst müssen wir uns irgendwie durchschlagen.“ Erst danach werde sich mutmaßlich das geballte Potenzial seiner Mannschaft entfalten können.
Ein Team, das sich im Vergleich zum Start und auch zum Ende der jüngsten Spielzeit sichtlich verändert hat. Denn: Altgediente wie Max Horbach, Sergei Frese, Simon Stegger und Torwart Frederic Schwital stehen nun nicht mehr zur Verfügung. Dafür sind langzeitverletzte Leistungsträger, deren Ausfall im Winter und Frühjahr mutmaßlich den Weg in die Oberliga verbaute, nun wieder belastbar.
Zwei Neue von extern
„Sie haben die bisherigen Athletik-, Kraft- und Konditionseinheiten komplett und schmerzfrei mitgemacht“, sagt Esser über Steffen Wienand, Frederik Gesing und Leon Arndt. Lediglich die Herstellung der Wettkampftauglichkeit von Eric Feldevert nach dessen Kreuzbandriss dürfte sich noch bis Oktober hinauszögern. Und dann gibt‘s da ja auch noch die zwei neuen Gesichter.
„Externe Neuzugänge gab‘s in Borken seit vielen Jahren nicht mehr und unter mir hier noch nie“, weiß Esser und freut sich über ein Duo, das es spielerisch nun zu integrieren gilt: Elija Ebbing kam zurück vom Landesligisten SV Schermbeck. Der wieselflinke Linksaußen spielte zuvor bereits in der Borkener B- und A-Jugend. „Er kennt daher einen Großteil seiner künftigen Teamkollegen“, berichtet Esser von einer kurzen Kennenlernrunde.
Bewährungschancen für ein Duo aus der Zweiten
Etwas ausgedehnter fiel die bei Jan Schmelting aus. Den 25-jährigen lotste Esser von seinem Ex-Klub HSG Haldern/Mehrhoog/Isselburg in die Kreisstadt. Für den Landesligisten hatte Schmelting in der Vorsaison satte 130 Tore erzielt und insgesamt drei Jahre unter Esser bei der HSG trainiert. Sein alter und neuer Coach sagt: „Er passt gut zu uns, kann alle drei Rückraum-Positionen spielen.“ Aus der klubeigenen Zweiten erhalten zudem Philipp Such und Stanislaw Chilmanowicz Bewährungschancen an den Rudern des Borkener Handball-Flaggschiffs.
Sein Hauptaugenmerk will der Borkener Coach in der Vorbereitung, in der Tests gegen Coesfeld, Dingden, Oberhausen und Stadtlohn Abwechslung bieten, jedoch auf die Abwehr legen. „Unsere 6:0-Deckung funktionierte zwar gut. Aber wir waren zu ausrechenbar, wir müssen flexibler werden.“ Offenere Deckungsvarianten hält Esser mit Blick auf sein Hochgeschwindigkeits-Personal für besonders zielführend. Dahingehende Systeme gelte es ab Montag einzustudieren, Mechanismen zu verinnerlichen. Damit‘s flink nach vorne gehen kann – zum Tor des Gegners. Und wenn dann alles sitzt, soll’s auch in der Tabelle für den TV Borken möglichst schnell und weit nach vorne gehen.
„Wir wollen oben mitspielen. Ich habe eine Mannschaft, die das kann“
„Wir wollen oben mitspielen. Ich habe eine Mannschaft, die das kann“, sagt Esser und weiß, dass in der altbekannten Liga (fast) alles neu sein wird. Denn bedingt durch die Fusion der Verbände Niederrhein und Mittelrhein zum „Handball Nordrhein“ und der damit einhergehenden Ligenreform kommen gleich acht der 14 Verbandsligisten hoch aus unteren Spielklassen. Absteiger aus der Oberliga gab‘s derweil nicht. Und von jenen Verbandsligisten aus der Vorsaison, die die Oberliga-Quali verpassten, war nur der HC TV Rhede in der Abschlusstabelle (einen Platz) besser als Borken…
Womit der TV Borken ein ganz heißer Anwärter auf einen Rang in exponierter Lage ist. Esser vermutet jedoch: „Es wird spannend. Kein Team wird die Liga umpflügen.“ Und er bezieht in seine Prognose seine Auswahl ausdrücklich mit ein.
Erstellt von der BZ 02.08.2024 Martin Ilgen